Unkraut zwischen Pflasterritzen kann die Temperatur des Bodens um bis zu 28 Grad Celsius senken und somit einen wertvollen Beitrag gegen Hitzestress in den Städten liefern. Entdeckt hat das der spanische Stadtplaner und Architekt Ángel Panero – mehr oder weniger durch Zufall. Darüber berichtet die Journalistin Ulrike Prinz auf Riffreporter (externer Link, kostenpflichtig).

Als Panero während des Lockdowns eine Baustelle besuchen wollte, überquerte er den großen Platz vor der Wallfahrtskathedrale von Santiago de Compostela. Die riesige Fläche der Praça do Obradoiro vor der Kathedrale war menschenleer – und grün: Der berühmte Platz, über den in normalen Jahren Hunderttausende von Pilgerfüßen wandern, hatte sich in ein Biotop für Unkräuter verwandelt. Unzählige kleine Pflänzchen hatten sich in den Fugen der Granitplatten angesiedelt.

Forschungsauftrag an Universität

Die Botaniker der Universität von Santiago de Compostela unter der Leitung von Miguel Serrano gingen mit großem Enthusiasmus ans Werk. Das Team identifizierte insgesamt 44 Spezies. Und dann machten die Forschenden eine unerwartete Entdeckung.

Wenn im Sommer die Sonne auf die Plätze der nordspanischen Altstadt knallt, verwandeln sich die Granitplatten in regelrechte Heizkörper. Bei einer Tagestemperatur von 30 Grad Celsius sind 55 Grad heiße Platten keine Seltenheit. Als Serranos Team den mit Unkraut bewachsenen Boden mit einer Wärmebildkamera filmte, stellte es fest, dass er deutlich kühler war: Bis zu 28 Grad weniger zeigte das Messinstrument. In einer Höhe von 1,8 Metern – also in Kopfhöhe – ist der Unterschied weniger stark ausgeprägt, beträgt aber immer noch zwei bis drei Grad. Auch die städtischen Temperaturen in der Nacht könnten wegen des kühleren Granits merklich geringer ausfallen.

Deutliche Temperaturabsenkung

Der außergewöhnliche Temperaturabfall kommt zustande, weil die Pflanzen, um Fotosynthese betreiben zu können, ihre Poren öffnen müssen. Dabei verdunstet Wasser aus den Blättern, was der Umgebung Energie entzieht: Die Pflanze kühlt die Umgebung ab.

»Die Ergebnisse sind sehr ermutigend, gerade was die Wärmeregulierung angeht. Denn Santiago besteht aus Granit«, sagt Panero. »Etwas scheinbar Belangloses, wie die Besiedlung der Bodenfugen in einer Stadt, kann also sehr wichtige Ökosystemleistungen bringen.« Die Pflänzchen kühlen nicht nur die aufgestaute Hitze, sie halten auch Wasser zurück, speichern CO₂ und produzieren Sauerstoff. Sie begünstigen die Artenvielfalt und unterstützen damit die Gesundheit der Menschen in der Stadt. Außerdem »drücken ihre Wurzeln in den Fugen die Steine zusammen, was die Stabilität der Platten erhöht«, fügt der Architekt hinzu.

Die Ausschnitte wurden mit Genehmigung der Autorin hier veröffentlicht. Den gesamten Artikel finden Sie unter diesem externen Link (kostenpflichtig).

Unkraut im Pflaster kühlt bei Sommerhitze

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