Viele Menschen wundern sich, dass wir über Klimawandel und Trockenheit sprechen, aber dann regnet es doch – und das sogar im Sommer. Viele missverstehen den Klimawandel auch, weil sie denken, die globale Erhitzung führe zu weniger Regen. Das wird oft als eine vermeintliche Widerlegung oder mindestens Abschwächung der Klimakrise fehl-interpretiert. Man nennt dies: Bestätigungsfehler (engl. Confirmation Bias). Wir veröffentlichen hier in Ausschnitten dazu einen Artikel von Dr. Michael Blume, den Sie in voller Länge hier nachlesen können (externer Link). Er promovierte über Religion in der Hirn- und Evolutionsforschung.


Aber hier regnet es doch!

Wer sich wissenschaftlich über die Faktoren – die Sättigungsmenge von Wasserdampf in der Luft und die Schneemenge auf den Bergen – informiert, versteht die Zusammenhänge besser und kann besser reagieren.

1. Mehr Hitze ⇒ mehr Starkregen & mehr Trockenheit

Wenn sich die Luft erhitzt, dann kann sie mehr Wasser aufnehmen. Mit jedem Grad steigt die Sättigungsmenge von Wasserdampf. Die Folge: Es wird tatsächlich mehr Wasser in die Atmosphäre gezogen, das häufig an anderen Stellen abregnet.

Sättigungsmenge von Wasserdampf nach Luft-Temperatur.

Sättigungsmenge von Wasserdampf nach Luft-Temperatur. Markus Schweiß auf Wikimedia, 2005 CC BY-SA 3.0

So kann beispielsweise in Nordspanien starker Regen niedergehen, während in Andalusien der Donana-Nationalpark samt angrenzender Erdbeerfelder bereits austrocknet. Das zunehmend auch für Deutschland überlebenswichtige Konzept der Schwammstadt (Anmerkung d. Red.: auch Bochum) zielt darauf, in den Perioden starker, immer öfter sogar extremer Niederschläge das Süßwasser zu speichern, damit es nicht vorschnell in die Salzwasser-Ozeane abfließt, sondern für kommende Dürrephasen in Grundwasser und andere Wasserspeicher wie Moore und Zisternen einsickern kann.

Auf einer ehemalig versiegelten Brachfläche gestaltete die Stadt Schwäbisch Gmünd einen Schwammplatz mit viel Bepflanzung und auch wasserdurchlässigem Belag

Zukunftsfähig und attraktiv: Auf einer ehemalig versiegelten Brachfläche gestaltete die Stadt Schwäbisch Gmünd einen Schwammplatz mit viel Bepflanzung und auch wasserdurchlässigem Belag. Foto: Michael Blume, 12.05.2023  

2. Mehr Hitze ⇒ Niederschlag fließt schneller aus den Bergen

Wie wichtig Gebirge als Wassertürme für Landschaften sind, lässt sich in den riesigen Wüstengebieten Westaustraliens, dem sog. Outback, sehen, wo auf der Fläche der Hälfte Europas nur wenige Menschen und Tiere leben können. Auf Bergen, etwa auch der Alpen, werden Niederschläge als Eis und Schnee gespeichert, woraus sich dann Bäche und Flüsse oft das ganze Jahr über speisen können.

Doch leider trifft die globale Erhitzung Gebirgsregionen besonders schnell: Wo das Sonnenlicht nicht mehr vom Schnee zurückgestrahlt, sondern vom dunklen Boden aufgenommen wird, steigen die Temperaturen, werden schließlich sogar ganze Berghänge durch das Tauen von Permafrost instabil.

(..) Für immer mehr Flüsse wie den Po, den Rhein und die Rhone bedeutet das, dass auf kurze Phasen von Hochwasser, mitunter gar Sturzfluten immer längere Phasen der Trockenheit folgen, in denen weniger Schmelzwasser abfließt. Der Gardasee und Po-Fluss in Italien trocknen bereits massiv und auch die wirtschaftlich bedeutende Rhein-Schifffahrt leidet bereits zunehmend öfter und länger.

Schon im April zu wenig Schnee im Alpenort Bad Hindelang

Schon im April zu wenig Schnee. 2002 benannte sich der bayerisch-schwäbische Alpenort Hindelang zu Bad Hindelang um. Foto: Michael Blume, 9.4.2023

Was hilft? Pflanzenkost und Wälder

Die bittere Wahrheit ist: Die Klimakrise der globalen Erwärmung schlägt bereits seit Jahren in Ländern des eurasischen Gürtels wie des Irak in die Wasserkrise um. Immer mehr Regionen der Erde werden für Menschen und viele Tiere faktisch unbewohnbar. Und dieser Trend greift auch bereits auf Europa über und wird Sommer 2023 auch Deutschland merkbar erreichen. Neben die – noch immer viel zu langsam geschehende – Reduktion von Treibhausgasen wie CO₂ und Methan zum Abbremsen der Erhitzung tritt daher die Frage nach der Klimaanpassung: Wenn das Süßwasser immer schneller abzuregnen und abzufließen droht, sich auch die Grundwasser-Speicher immer schneller leeren, dann muss es anders gehalten werden.

Neben dringend notwendigen Infrastruktur-Maßnahmen wie Schwammstädten und Speicherseen richtet sich dabei neue Hoffnung auf die Wälder, von denen es in Deutschland noch immer einige gibt. Der bekannte Förster Peter Wohlleben erklärte dazu in der Stuttgarter Zeitung vom 25.04.2023: “Ich will niemandem den Fleischkonsum verbieten. Aber wenn wir in Deutschland zum klassischen Sonntagsbraten zurückkehren würden, also nur ein Mal in der Woche Fleisch essen würden, könnten wir 50.000 Quadratkilometer, mehr als die Fläche Niedersachsens, wieder bewalden und die deutsche Waldfläche um 50 Prozent erhöhen. Riesige Wälder könnten entstehen, es würde kühler und feuchter werden und mehr regnen.” 

Auch Wohlleben selbst ist inzwischen Vegetarier geworden, doch schon jeder Schritt weg vom Tierfleisch aus industrieller Massentierhaltung hilft. Denn solches Fleisch wird mit massiver Vergeudung von Wasser, Energie, Arbeitskraft und Futtermitteln produziert, die wiederum riesige Flächen beanspruchen. Pflanzenkost ist also nicht nur lecker, gesund und vermeidet Tierleid sowie Treibhausgase. Der Verzicht auf Fleisch spart auch Ackerflächen, auf denen in Zukunft wieder Wälder wachsen, Wasser gespeichert und die Luft aufgefrischt und gekühlt werden können.

Wassersparende Pflanzenkost und Mitwelt-orientierte Infrastruktur bilden die beiden Säulen menschlicher Zukunft.


Urheber: Dr. Michael Blume (Originalartikel). Wir danken für die freundliche Genehmigung zur Übernahme!
Hinweis: alle oben unterstrichenen Links führen auf externe Webseiten.

Warum herrscht Trockenheit, obwohl es regnet?

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